Bauträgerwettbewerb Erzherzog Karl-Strasse, 2009
Erzherzog Karlstrasse, Wien 22
Visualisierung: Daniel Köhler
„interface – living“...leben an der schnittstelle...
der bauplatz wird geprägt durch seine lage an einer urbanen schnittstelle - einerseits zwischen stadtraum und naturraum, andererseits zwischen dem stark befahrenen verkehrsband erzherzog karl-straße und dem neu entstehenden siedlungsgebiet nördlich davon.
ziel ist das ausbilden einer akustischen barriere gegen das verkehrsband – unter wahrung einer möglichst hohen transparenz in der erdgeschoßzone, eine städtebauliche überleitung zur angrenzenden niedrigeren und kleinteiligeren bebauung auf den nördlichen nachbarliegenschaften, sowie die herstellung eines städtischen merkpunktes in der anonymität der erzherzog karl straße – ein, auch am abend und in der nacht, aktives und belebtes gebäude.
die bespielung des wohnbaus teilweise als boardinghouse, verspricht eine mischung der bewohnerstruktur, der abläufe und internen funktionen. (beispielsweise kurzzeitwohnungen für studenten, für während der woche in wien berufstätige, seniorenwohnungen...) es können jedoch auch „nomadische bedürfnisse des zwischenstopps“ befriedigt werden. das gebäude soll in den lebenszyklus des gesamten viertels eingebunden werden – familienangehörige können autonom, aber in einem lokalen naheverhältnis sein - das neue haus ist also auch „generationen – schnittstelle“ - „generation interface“.
so entsteht ein lebhafter hybrid, blickfang und identitätsstifter für ein neues viertel.
der abhängig von den bebauungsbestimmungen, winkelförmig zugeschnittene und in der höhe abgestufte gebäudekomplex gliedert sich in 4 funktionsbereiche:
- die erdgeschoßzone (lobby und zusätzliche funktionen für das boardinghouse, geschäfte, dienstleister) - möglichst transparent gehalten, von öffentlichen, bzw. halböffentlichen bewegungsräumenumspielt – straßenseitig mit einer „shop-arkade“ – hofseitig mit einem „kids-walk“. häufige durchblickoptionen schaffen bezüge zur anderen seite.
- das boardinghouse, mit der möglichkeit des zeitgebundenen wohnens, in den obergeschoßen 1-4 entlang der erzherzog karl-straße. die appartements im 1. OG. werden über einen hofseitigen promenadenweg auf dem dach der darunterliegenden geschäfte erschlossen. er dient als gemeinschafts- und kommunikations-außenraum für die boardinghauseinheiten. die darüberliegenden appartements sind zum hof orientiert. ein mehrzweckraum im 4. obergeschoß steht den „passagieren“ als gemeinschaftsraum, seminarraum oder partyraum zur verfügung.
- wohnbereiche im gebäudetrakt an der lavaterstraße, sowie in jeweils 2 dachgeschoßen. ein ausgewogener wohnungsmix, erschlossen über großzügige - verglaste stiegenhäuser, die in teils offene, teils geschlossene laubengänge übergehen - ein wohnkonzept für kommunikative menschen, die keine scheu haben die großzügigen erschließungs- und gemeinschaftsflächen in besitz zu nehmen.
- die atelierhäuser auf der hofseite, werden als autonome kleinhäuser, mit je 3 unterschiedlichen, direkt zugeordneten privaten freiräumen angeboten. im untergeschoss, direkt betretbar von der tiefgarage, befindet sich ein atelierraum mit einem intimen hof, der über eine aussenstiege mit dem eigengarten und der terrasse verbunden ist. die rhythmische anordnung der häuser gliedert den außenraum in räumlich spannende sequenzen und leitet zur kleinteiligeren bebauungsstruktur der nachbarliegenschaften über.
3 transparente stiegenhäuser gliedern den baukörper an der erzherzog karl-straße in vertikaler richtung - hier werden die wohneinheiten des boardinghauses über geschlossene, jedoch natürlich belüftete, laubengänge erschlossen. die laubengangeinhausung soll aus zweifärbigen polycarbonat-hohlkammerpaneelen ausgeführt werden. die phosphoreszierende oberfläche in grüner und blauer einfärbung läßt die fassade in der dunkelheit nachglimmen – der urbane hybrid wird abends, als reminiszenz an die benachbarte naturlandschaft, zum überdimensionalen, schwebenden glühwürmchen.
zur horizontalen gliederung der gebäudestruktur sind auf den straßenseiten, über dem erdgeschoß und an der traufe, grasgesimse vorgesehen. ein teil der umgebenden natur wird in die architektur des hauses integriert. rhythmisch gesetzte, grüne gaupenboxen mit einer metallfassade strukturieren und dynamisieren den oberen gebäudeabschluß und tragen zur individualität und unverwechselbarkeit des hauses bei.
freiraumzonierung:
eine folge von gartenzimmern wird städtebaulich durch die besondere gebäudekonfiguration vordefiniert. während sich im UG atriumhof-ähnliche private, den jeweils anliegenden atelierhäusern zugeordnete, intime private freiraumsituationen ergeben, docken im EG an den nördlichen laubengangbereich vielfältig bespielbare blockbezogene gartenräume an. ergänzt wird das system halböffentlicher freiräume durch einen zur promenade aufgewerteten erschließungsgang im 1.OG. an diese promenade, die mit kleinplatzartigen örtlichen aufweitungen räumlich vergrößert wird, dockt ein nahezu ganzjährig bespielbares „spieldeck“ an. eine gemeinschaftsterrasse im süden (4.OG.) rundet das angebot an freiräumen ab. private loggien ergänzen die vielfältige partitur an freiraumsituationen unterschiedlichen stimmungsgehalts und grads an öffentlichkeit.
das spielangebot beschränkt sich nicht nur auf die angebotenen beiden kleinkinderspielbereiche, das spieldeck, zwei boulebahnen, das federballfeld usw., es wird auf eine grundsätzliche bespielbarkeit des gesamten freiraumgerüsts wert gelegt. überdachte freiraumsituationen, die bewusst nur rudimentär möblierten gartenzimmer, die ruhigeren aufenthalts- und treffpunktbereiche an der großzügigen bewegungsachse im OG-bereich bieten den künftigen bewohnerInnen vielfältige möglichkeiten der sozialen aneignung im aussenraum.